This piece by Ralf Sotscheck comes from the German newspaper Die Tageszeitung. I’m assured that it’s based on the things that I’ve posted in the last couple of weeks about the north of Ireland and the Orange Order. Like many of you I’ll have to take this on trust. Even though I went to evening class for two years in a vain attempt to sustain a relationship with a German speaker I never progressed much beyond “ich heisse Liam” “Eine tasse te bitte” and “das schmeckt”.
Rassismus aus biologischem Anbau
Gibt es einen umweltfreundlichen Rassismus? In Nordirland schon. Vorigen Montag feierten die nordirischen Protestanten den 319. Jahrestag der Schlacht am Boyne, in der… VON RALF SOTSCHECK
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Gibt es einen umweltfreundlichen Rassismus? In Nordirland schon. Vorigen Montag feierten die nordirischen Protestanten den 319. Jahrestag der Schlacht am Boyne, in der Wilhelm von Oranien seinen katholischen Schwiegervater Jakob II. besiegte und die protestantische Thronfolge in Großbritannien sicherte. Eigentlich war der Jahrestag schon einen Tag zuvor, aber an einem Sonntag marschiert kein anständiger Protestant. Die Feierlichkeiten, bei denen riesige Feuer entzündet werden, in denen man irische Fahnen, Celtic-Glasgow-Trikots und allerlei katholische Embleme verbrennt, werden vom Oranier-Orden organisiert. Wenn genügend Alkohol vertilgt worden ist, gesellen sich meist noch ein paar maskierte paramilitärische Kämpfer hinzu und feuern Salutschüsse ab, und manchmal zieht der Mob dann weiter in ein katholisches Viertel und fackelt ein paar Häuser inklusive Bewohner ab.
Das ist den Ordensbrüdern inzwischen ein bisschen peinlich, weil das wegen des Friedensprozesses nicht mehr gerne gesehen ist – auch wenn man nicht davon abrückt, dass Mitglieder aus dem Orden fliegen, wenn sie zu einer Hochzeit oder Beerdigung eine katholische Kirche besuchen oder der Sohn eine Katholikin heiratet. Aber man hat das Horrorfest kurzerhand zum “orange Karneval” erklärt und wundert sich offiziell, warum keine Katholiken teilnehmen.
Die verlassen jedes Jahr rechtzeitig vor dem 12. Juli fluchtartig das Land. Dazu haben sie auch allen Grund. Die Flaggen mit den Buchstaben “KAT”, die zur Feier des Jahrestages herausgekramt werden, bedeuten nämlich “Kill all taigs”, wobei “taig” ein Schimpfwort für Katholiken ist. Das sei in diesem Jahr anders, rechtfertigt sich der Orden: Jetzt bedeute es “Keep Antrim tidy” – haltet die Grafschaft Antrim sauber.
Zum Beweis, dass man es ernst meine, gab es diesmal mancherorts biodynamische Feuer: pyramidenförmige Metallkäfige, die mit Holzspänen gefüllt sind und auf einer Palette stehen, darunter eine dicke Sandschicht, damit das Gras nicht beschädigt wird. In dem Metallkäfig sei noch genügend Platz für ein paar Katholiken oder Rumänen oder am besten katholische Rumänen, meinte ein Journalist in Anspielung auf die Pogrome im Frühjahr. Eigentlich sind solche Feuer in Nordirland illegal, aber das Regionalparlament hat ein “Freudenfeuer-Management-Programm” ins Leben gerufen, das für “sichere, saubere und familienfreundliche” Feuer sorgen soll. Solange die Familien protestantisch sind.
“Diese neuartigen Leuchtfeuer signalisieren eine neue Ära”, meint dagegen Stadtrat David Robinson, der dem wenig beneidenswerten “Ausschuss für gute Beziehungen” angehört. “Man muss die Leute für ihre Vision loben.”
Das Belfaster Regionalparlament unterstützt die orange-ökologischen Feste mit jeweils 1.500 Pfund, um sie auch Katholiken schmackhaft zu machen. Das wäre das Gleiche, wie wenn die Neonazis Biowein zu ihren Feiern reichen und hoffen, dass auch ein paar fröhliche Asylbewerber kommen.
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